Einführung
Im Westen nichts Neues
Ein Musiktheater zu E.M.Remarques Bestseller zu komponieren, scheint verwegen. Sein Werk wird dem Realismus zugerechnet; im Roman taucht keine Musik auf, und in den Schützengräben spielen keine Violinen. Führen Oper und Musiktheater nicht in ideelle und mystische Welten? Andererseits gibt es einige wenige Werke, die den Realismus der Welt in die Musik zu überführen suchen: Beethovens „Fidelio“ und Bergs „Woyzeck“ gehören sicher zu diesen. Dort wird das reale Geschehen musikalisch in seiner Tiefenschärfe beleuchtet: im „Fidelio“ werden reelle politische Machtinteressen dem Sujet der Liebe unterworfen; im „Woyzeck“ wird realistisches Drama mit einer den Realismus überhöhenden atonalen Musik konfrontiert. Diesen Dimensionen einer Tiefenanalyse und Konfrontation wird mit diesem Musiktheater die Dimension der Korrespondenz zugefügt. Über den Graben der Geschichte hinaus bleiben wir Antwortende auf dieses Buch, und die Musik hilft, diese Antwort nicht als bloße Worthülse, sondern als empfindende und empfindsame Resonanz zu artikulieren. -
Kurze, aus dem Roman herausgegriffene, ja –gerissene dialogische Fetzen dienen nicht theatralisch-musikalischer Rezitation, sondern sind Erinnerungsfetzen, die im Sprachgesang artikuliert werden. Die schrecklichen Erlebnisse in den Schützengräben sind nicht Vorlage eines musikalischen Furiosums (wie bei Wagner), sondern aus dem Unbewußten auftauchende Reminiszenzen, die in ihrer Bewältigung verklärt werden.
Musikalische Demo - Bild 1 Bild 2 Bild 3 Bild 4 Bild 5 Bild 6 - Demo Video bis Bild 7 - Stimmauszüge Gesang - insgesamt.. 12 Bilder.
Unter den Demos finden Sie hier das LIBRETTO!
Bild 1
Erläuterungen
Triviale Trompeten- und Hornfanfaren leiten Bild 1 ein. Unschlüssige Streicherakkorde antworten, ehe denn ein altes Grammophon mit einem (ironischen) Soldatenlied erklingt.
Das Orchester greift in versetzten Rhythmus das Lied auf, entwickelt daraus das Leitmotiv. Kemmerich fragt nach seiner gestohlenen Uhr; über dem im Kontrabass angedeuteten Choral "Oh Welt ich muss dich lassen" entspinnt sich der Dialog zwischen Kemmerich und Kameraden, die sich von ihm schließlich verabschieden. Die hohen transzendent wirkenden Violinen (über einen alten Bestattungschoral) deuten an, daß dieser Abschied ein endgültiger ist.
Bild 2
Erläuterungen
Die hohen, sich füllenden Streicherakkorde verdeutlichen Pauls Erinnern an seine Schulzeit. Skurrile Marschrhythmen greifen seine Kritik auf, dass er wie alle Gleichaltrigen in diesem Krieg ihrer Jugend beraubt werden. Es erklingt sehnsuchtsvoll hier die Elektro-Gitarre als "Paul´s Instrument", ein in die Zukunft weisendes Instrument, dass bewusst so als seiner Zeit unbekannt, als visionäre Zukunft, eingesetzt wird.
Nervöse Holzbläser-Läufe karikieren die die Soldaten, die auf Befehl von Himmelstoß Latrinen reinigen und die schmutzigen Abwässer über dessen Stiefel ausschütten. "Das setzt Festung" - diese Drohung führt zur Gegendrohung, über den Unteroffizier auspacken zu wollen.
Bild 3
Das Orchester greift wieder die Marschmusik aus Bild 1 auf, verfremdet diese aber. Über sie entfaltet sich der Dialog Müller, Kat, Rekruten. Wieder ist dieser eingewebt in den instrumentellen Choral "Oh Welt ich muss dich lassen", denn das ist die Zukunft dieser Kinder.
Bild 4
Über dem vom Orchester und der "overdrived" E-Gitarre hintergründig und bedrohlich (im doppelten Sinne des Wortes) angedeuteten Choral "Gott ist gegenwärtig" entfaltet sich in sparsamer, verinnerlichter Dramatik die existentielle Angst, einem Gefecht auf Tod und Leben ausgesetzt zu sein.
Bild 5
Nach dem expressiven Bild 4 folgt hier eine scheinbar himmlisch verklärte Friedensmusik. Die ersten Takte von "Maria durch ein Dornwald ging" bilden die musikalische Substanz, chorisch und als Kanon in den Streichern gesetzt, auf dem sich Gesprächsfetzen um den Frieden ranken.
Bild 6
Die einführenden Streicherakkorde knüpfen an Pauls Selbstreflexion Bild 2 an, aber sind in dissonanten Akkorden gehalten. Erfährt Paul sich und seine Kameraden als wütende Tiere, so steht diese Einsicht in scharfen Kontrast zur atonalen 12tonigen Stimmführung, die für eine abstrakte Ordnung zu sorgen scheint, wo nur noch Terror herrscht.
Bild 7
Ein zentraler Knotenpunkt: Paul und "die Frauen". Die Szene vor dem Zirkusplakat, die Erinnerung an die Begegnung mit den drei Frauen, die reale Begegnung mit Mutter und Schwester ... der Tango-Rhythmus durchzieht diese Szenen, die sich teils enharmonisch auflösen und verweben, um dann der harten Realität zwischenmenschlichen Lebens im Krieg weichen zu müssen.
Libretto
Bild 1
Zu dem Lied „Ein Soldate“ wird den Soldaten ihre Essensration ausgeteilt. Offenbar erhält jeder die doppelte Portion. Währenddem werden auf der anderen Seite die Leichen gefallener Soldaten beiseite geschafft.
Müller u.a. versammeln sich und treten zu ihrem verwundeten Kameraden Kemmerich hin.
Kemmerich
Man hat mir die Uhr gestohlen, als ich bewusstlos war
Müller
Ich habe Dir ja immer gesagt, eine so gute Uhr nimmt man nicht mit.
Kropp
Wie geht’s denn Franz?
Kemmerich
Es geht ja – ich habe nur so verfluchte Schmerzen im Fuß
Kropp
Du wirst ja nun nach Hause kommen – auf Urlaub hättest Du mindestens noch drei, vier Monate warten müssen.
Müller
Wir haben Deine Sachen mitgebracht, Franz
Kemmerich
Legt sie unters Bett
Müller
Willst Du die Stiefel nicht hier lassen, Franz (der verneint) – Wir können sie ja umtauschen, hier draußen kann man so etwas brauchen.
Die Kameraden
Mach´s gut, Franz
Bild 2
Szene 1
Paul macht sich Gedanken darüber, wie ihn das harte Kasernenleben auf den Krieg vorbereitet und wie ihn sein Vorgesetzter Himmelstoß während der Grundausbildung tyrannisiert hat, und fragt sich, wie sein Leben nach dem Krieg aussehen wird. Er glaubt, ohne militärische Ausbildung wäre er im Schützengraben verrückt geworden, und trauert um seinen inzwischen im Lazarett verstorbenen Freund Kemmerich.
Paul
Es ist für mich sonderbar, dass zu Hause, in einer Schreibtischschublade, ein angefangenes Drama Saul und ein Stoß Gedichte liegen. Manchen Abend habe ich darüber verbracht, wir haben ja fast alle so etwas Ähnliches gemacht, aber es ist mir so unwirklich geworden…
Unser früheres Leben ist abgeschnitten, ohne dass wir etwas dazu getan haben. Wir versuchen manchmal, einen Überblick und eine Erklärung dafür zu gewinnen, doch es gelingt uns nicht recht…. Eiserne Jugend… Die älteren Leute sind fast alle fest mit dem Früheren verbunden, sie haben Grund, sie haben Frauen, Kinder, Berufe, Interessen, schon so stark, dass der Krieg sie nicht zerreißen kann.
Wir Zwanzigjährigen aber haben nur unsere Eltern, und manche ein Mädchen. Das ist nicht viel.
Szene 2
Himmelstoß kommt bei Paul und Kropp vorbei, die Latrinen leeren.
Himmelstoß
Wie gefällt euch die Arbeit?
Paul und Kropp stolpern über seine Schuhe und verschütten den Eimer-inhalt über diese.
Himmelstoß
Das setzt Festung!
Kropp
Vorher aber eine Untersuchung, und da werden wir auspacken!
Himmelstoß
Wie reden Sie mit einem Unteroffizier, sie sind verrückt geworden? Warten Sie, bis sie gefragt werden! Was wollen Sie tun?
Kropp
Über Herrn Unteroffizier auspacken!
Bild 3
Szene 1
Es kommt Ersatz. Gealterte und junge Soldaten kommen auf die Bühne gelaufen.
Kropp
Hast Du die Kinder gesehen?
Kropp und Paul und Katczinsky wandern, die Hände in den Hosentaschen, die neuen ab.
Katczinsky
Habt wohl lange nichts Vernünftiges zu futtern gekriegt, was?
Neuling
Steckrübenbrot – Steckrübengemüse
Katczinsky
Was meinst Du zu weißen Bohnen, willst Du einen Schlag haben?
Neuling
Verkohlen brauchst Du mich nicht.
Katczinsky
Nimm dein Kochgeschirr!
Katczinsky führt die anderen drei zu einer Tonne neben seinem Strohsack.
Auge auf! Finger lang! Das ist die Parole bei den Preußen.
Paul
Meine Fresse, Kat, wie kommst Du dazu?
Katczinski
Die Tomate war froh, als ich ihr´s abnahm. Ich habe drei Stück Fallschirmseide dafür gegeben. Na weiße Bohnen schmecken kalt doch tadellos.
Er füllt gönnerhaft dem Neuling eine Portion auf
Nächstes Mail mit Kochgeschirr. Dann hast du in der linken Hand eine Zigarre oder einen Priem. Verstanden?
Er wendet sich den anderen zu.
Ihr kriegt natürlich so.
Bild 4
Kat
Diese Nacht gibt es Kattun
(Alle horchen hinaus)
Müller
Was fällt denen wohl ein; ihre Uhren gehen wohl vor
Kat
Es gibt Kattun, sage ich Euch, ich spüre es in den Knochen
Frontschlacht
Paul
Was ist los, Albert
Albert
Drüben haben wohl ein paar Kolonnen Volltreffer gekriegt
Paul
Es sind keine Menschen, sie können nicht so furchtbar schreien
Kat
Verwundete Pferde
Bild 5
Szene 1
Müller
Albert, was würdest Du tun, wenn jetzt einmal Frieden wäre?
Albert
Frieden gibt´s nicht
Müller
Na, aber wenn, was würdest Du machen?
Kropp
Abhauen!
Müller
Das ist klar! Und dann?
Albert
Mich besaufen
Müller
Rede keinen Quatsch, ich meine es ernst
Albert
Ich auch, was soll man denn anders machen?
Kat
Besaufen könnte man sich ja, sonst aber auf die nächste Eisenbahn – und ab nach Muttern. Mensch, Frieden, Albert!
Kropp
Wieviel Mann wären wir denn eigentlich in der Klasse?
Paul
Von zwanzig sind sieben tot, vier verwundet, einer in der Irrenanstalt. Es kommen höchstens zwölf Mann zusammen.
Szene 2
Himmelstoß, der Spieß, Mitarbeiter der Schreibstube treten auf
Leutnant Bertinck
Wo ist Tjaden? Raus mit der Sprache
Himmelstoß
Ihr sollt ihn suchen
Kropp
Ich möchte Sie bitten uns nicht zu duzen
Himmelstoß
Wer duzt euch denn?
Kropp
Sie
Himmelstoß
Ich?
Kropp
Ja
Himmelstoß fällt aus den Wolken
Leutnant Bertinck
Was ist geschehen?
Die Kameraden stellen die Bettnässergeschichte nach
Leutnant Bertinck
Stimmt das?
Himmelstoß gibt es umwunden zu. Der Leutnant gibt augenzwinkernd Kropp mit den Fingern drei Tage Arrest zu verstehen.
Bild 6
Paul
Aus uns sind gefährliche Tiere geworden. Wir kämpfen nicht, wir verteidigen uns vor der Vernichtung. Wir schleudern die Granaten nicht gegen Menschen, was wissen wir im Augenblick davon, dort hetzt mit Händen und Helmen der Tod hinter uns her, wir können ihm seit drei Jahren zum ersten Male ins Gesicht sehen, wir können uns seit drei Tagen zum ersten Male wehren gegen ihn, wir haben eine wahnsinnige Wut, wir liegen nicht mehr ohnmächtig wartend auf dem Schafott, wir können zerstören und töten, um uns zu retten und zu rächen.
Bild 7
Szene 1
Vor dem Zirkusplakat (S. 129)
Paul
Das ist der Frieden, so muss er sein. Sieh dir nur diese Schuhe an, darin können sie keinen Kilometer marschieren.
Kropp
Sie ist nicht mehr als siebzehn, sage ich dir.
Paul
Albert, das wäre was, meinst du nicht?
Albert
Zu Hause habe ich auch eine weiße Hose.
Paul
Weiße Hose … aber so ein Mädchen…
Sie schauen an sich gegenseitig herunter.
Kropp
Wir könnten uns mal entlausen lassen.
Szene 2
(S.129) Abends schwimmen sie. Da kommen drei Frauen am Teich entlang. Sie gehen langsam und sehen nicht weg, obwohl die Darsteller keine Badehose tragen. Die Soldaten werfen Ihnen Satzfetzen zu, die ihnen gerade einfallen. Die Dunkle lacht besonders, schlägt ihren Rock um ihre Beine. Tjaden hält ein Kommissbrot hoch. Die drei Frauen zeigen auf ein Haus, gehen zu diesem hin; die Soldaten begleiten sie schwimmend. Sie heben die Hände, legen sie flach zusammen, die Gesichter darauf und schließen die Augen.
Paul
Dann aber fühlte ich die die Lippen der Schmalen, Dunklen und dränge mich ihnen entgegen. Ich schließe die Augen und möchte alles damit auslöschen, Krieg und Grauen und Gemeinheit, um jung und glücklich zu erwachen.
Szene 3
Mutter
Paul … Paul
Schwester
Mutter, Mutter, Paul ist da
Regie S. 142
Paul
So gib doch endlich ein Taschentuch her … Ist sie nicht auf?
Schwester
Sie ist krank
Paul
Da bin ich, Mutter.
Mutter
Bist du verwundet?
Paul
Nein, ich habe Urlaub.
Mutter
Da liege ich nun und weine, anstatt mich zu freuen. (zur Schwester) Mach auch das Glas mit den eingemachten Preiselbeeren auf, das isst du dich gern?
Paul
Ja, Mutter, das habe ich lange nicht gehabt.
Schwester
Dein Lieblingsessen, Kartoffelpuffer, und jetzt sogar mit Preiselbeeren.
Paul
Es ist ja auch Sonnabend
Mutter
Setz dich zu mir. Mein lieber Junge.
S. 144 Paul packt aus, was er mitgebracht hat, Butter, Leberwurst, Schmalz, Reis.
Paul
Das könnt ihr sicher gebrauchen.
Mutter
Ja, es gibt nicht viel. … War es sehr schlimm, draußen, Paul?
Paul
Nein Mutter, wir sind ja mit vielen zusammen, da ist es nicht so schlimm. Ach Mutter.
S.152
Paul
(zu sich)
Was ist der Urlaub? Ein Schwanken, das alles nachher nur noch viel schwerer macht.
(zur Mutter)
Geh schlafen. Du erkältest Dich noch hier.
Mutter
Schlafen kann ich noch genug, später… fürchtest Du Dich sehr?
Paul
Nein, Mutter.
Mutter
Nimm dich vor den Frauen in acht in Frankreich. Sie sind schlecht dort.
Paul
Wo wir liegen, da sind keine Frauen, Mutter.
(S. 165 Paul legt seine Decke über die Schultern der Mutter und bringt sie zu Bett).
Bild 8
(S.191 Ein Körper fällt klatschend neben Paul in den Trichtergraben. Paul stößt mit dem Messer zu. Er wartet ab. Die Gestalt bewegt sich. S. 193 schlägt die Augen auf. Paul holt dem Verwundeten Wasser. Nimmt die Brieftasche, Fotos fallen heraus. Der Franzose stirbt.
Paul
Ich will Dir ja helfen, camarade, camarade…
Gerard Duval, Typograph
Bild 9
S. 167 ff. Wälder mit Birkenrändern. Baracken im Heidlager wie ein Paradies. S.173: Ein Russe wird begraben; die Gefangenen singen einen begleitenden Choral.
Bild 10
Szene 1
S. 215 Der Arzt stochert in der Wunde Pauls herum.
Arzt
Stellen sie sich nicht so an
Paul, rasend vor Schmerzen, kriegt einen Arm frei und will den Arzt schlagen.
Arzt
Chloroformiert den Kerl
Paul
Entschuldigen Sie, Herr Doktor, aber chloroformieren Sie mich nicht!
Arzt
Naja
Der Arzt behandelt Paul schikanös weiter. Wirft ihm einen Splitter zu. Beginnt sein Bein zu schienen.
Morgen geht’s ab nach Hause.
Szene 2
Kropp und Paul stehen auf ihren Bahnen im Bahnhof. Der Feldwebel betreut sie, nimmt ein Päckchen Zigarren entgegen, deckt eine Plane über sie.
Paul
Mensch, Albert, unser Himmelbett und die Katz-
Kropp
Und die Klubsessel
Paul
Und unsere Fress-Säcke
Rote-Kreuz-Schwestern heben die Bahren in den Zug. Paul erblickt die blütenweißen Lazarettbetten.
Paul
Um Gotteswillen
Schwester
Was ist denn? Können Sie nicht allein hineinkriechen?
Paul
Das schon! Aber tun sie doch erst das Bettzeug weg.
Schwester
Warum denn?
Paul
Es wird ja…
Schwester
Ein bisschen schmutzig? Das schadet nichts, dann waschen wir es eben nachher wieder.
Paul
Nee, das nicht…
Schwester
Dafür, dass Sie draußen im Graben gelegen haben, werden wir wohl noch ein Bettlaken waschen können
Paul
Es ist nur…
Schwester
Was denn noch
Paul
Wegen der Läuse!
Schwester
lacht
Die müssen auch mal gute Tage haben.
Bild 11
S. 244 Der Tod der Kameraden als Erinnerungsfetzen, die vor Paul vorbeiziehen… zuletzt die Erlebnisse mit Kat …
Sanitäter
Das hättest Du Dir sparen können. - Er ist ja tot!
Bild 12
Paul
Es ist Herbst. Von den alten Leuten sind nicht mehr viele da. Ich bin der letzte von den sieben Mann aus unserer Klasse hier. Jeder spricht von Frieden und Waffenstillstand. Alle warten. Die Hoffnungen sind zu stark, sie lassen sich nicht mehr fortschaffen. Gibt es keinen Frieden, dann gibt es Revolution. – Ich habe vierzehn Tage Ruhe, weil ich etwas Gas geschluckt habe. In einem kleinen Garten sitze ich den ganzen Tag in der Sonne. Der Waffenstillstand kommt bald, ich glaube es jetzt auch, Dann werden wir nach Hause fahren.
Paul steht auf. Sehr ruhig.
Ich bin sehr ruhig. Mögen die Monate und Jahre kommen, sie nehmen mir nichts mehr, sie können mir nichts mehr nehmen. Ich bin so allein und so ohne Erwartung, dass ich Ihnen entgegensehen kann ohne Furcht. Das Leben, das mich durch diese Jahre trug, ist noch in meinen Händen und Augen. So lange es da ist, wird es sich seinen Weg suchen, mag dieses, das in mir „Ich“ sagt, wollen oder nicht.
Stimme (spricht)
Er fiel im Oktober 1918, an einem Tag, der so ruhig und still war an der ganzen Front, dass der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden. – Er war vorübergesunken und lag wie schlafend an der Erde. Als man ihn umdrehte, sah man, dass er sich nicht lange gequält haben konnte; sein Gesicht hatte einen so gefassten Ausdruck, als wäre er beinahe zufrieden damit, dass es so gekommen ist.